Impressionen aus dem Schuljahr 2015/16

Bericht der ersten Austauschfahrt nach Grodzisk

Schüleraustausch dank Partnerschaft zwischen dem Lahn-Dill-Kreis und dem polnischen Landkreis Grodzisk Wielkopolski

Dank der Partnerschaft zwischen dem Lahn-Dill-Kreis und dem Kreis Grodzisk Wielkopolski in Polen konnte im Oktober 2015 eine Studienfahrt der Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg zum Oberstufengymnasium (LO imienia Juliusza Slowackiego) in Grodzisk Wielkopolski bei Posen stattfinden. Die teilnehmende Schülerin Leonie Wendt berichtet:

 

Die Fahrt wurde von beiden Landkreisen finanziell unterstützt. Ein besonderer Dank gilt beiden Schulleitungen (Herr Martin Hinterlang für die WvO Dillenburg und Frau Jadwiga Lacheta für das LO in Grodzisk), deren Engagement die erfolgreiche Durchführung dieses Projekts möglich machte. So fuhr der Q1-Leistungskurs Politik und Wirtschaft von Herrn Paul Sajon im Oktober eine Woche nach Grodzisk Wielkopolski.

Das Ziel der Studienfahrt war das nähere Kennenlernen des jeweiligen Landes und seiner Kultur. Inhaltlich sollten die SchülerInnen in gemischten deutsch-polnischen Kleingruppen auf Deutsch mehrere Themen aus dem Bereich „Polen und Deutschland in der EU“ erarbeiten und am letzten Tag im Plenum vorstellen. Gute PC-Kenntnisse und gekonnte Internetrecherche sowie Team-Work waren dabei unerlässlich.

Bei der Ankunft wurden die WvO-Schüler von den Austauschpartnern und ihren Familien freundlich in Empfang genommen. Um das Kennenlernen am ersten Tag in der Schule zu erleichtern, wurden sowohl Präsentationen der deutschen als auch der polnischen Seite vorgestellt. Diese gaben einen Überblick über das jeweilige Land, die Region und die Heimatstadt. Begrüßt wurden die Dillenburger dann durch den Sekretär des Landkreises, Herrn Tomasz Dolata, und die Schulleiterin des LO, Frau Lacheta. Für die Durchführung des Projektes waren polnischerseits die Deutschlehrerin Frau Skrzypczak und für die WvO Herr Sajon und Herr Riemer verantwortlich. Nach der offiziellen Begrüßung begann die Arbeit in den gemischten Schülergruppen. Am späten Nachmittag lernten die SchülerInen die Stadt Grodzisk während einer Führung kennen. Es wurde aber nicht rund um die Uhr gearbeitet. Beim Treffen in einer Pizzeria konnte man sich beim Abendessen mit den polnischen Austauschschülern und ihren Familien besser kennenlernen.

Am zweiten Tag wurde an den Themen-Präsentationen über Polen, Deutschland und de EU weitergearbeitet. Nachmittags besichtigten wir die Posener Altstadt und das Kaiserviertel mit den kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten. Auch die neuen Stadtviertel gehörten zu der Führung dazu. Posen zählt über 500.000 Einwohnern und gehört zu den am schnellsten wachsenden Regionen Polens mit den zweithöchsten – nach Warschau – Immobilienpreisen. In der Messestadt Posen und in der Umgebung haben auch viele deutsche Firmen ihre Produktionsorte oder Niederlassungen wie z.B. VW, Beiersdorf, MAN, K+S, Neoplan/Solaris – um nur einige zu nennen. Die Schüler konnten die Atmosphäre der pulsierenden Wirtschaftsmetropole hautnah erleben.

Die Besichtigung der polnischen Hauptstadt Warschau dürfte ebenfalls nicht fehlen und stand am dritten Tag auf dem Programm. Als Zwischenstopp auf der Hinfahrt diente die Besichtigung der Basilika in Lichen, welche die größte Kirche Polens und eines der größten Gotteshäuser weltweit ist. Die Stadtführung zeigte uns den alten und neuen Teil der Stadt und gab uns viele Einblicke über historische Hintergründe, wie zum Beispiel das Gebiet des Warschauer Ghettos mit dem Denkmal der Helden des Ghettos. Darüber hinaus haben die SchülerInnen auch die Altstadt mit dem Königsschloss, das Präsidentenpalais wie auch den Sejm (polnisches Parlament) und das Botschaftsviertel besichtigt sowie den im Zentrum befindlichen Kulturpalast aus der Stalin-Ära.

Am letzten Tag wurden die Ergebnisse der gemeinsamen Gruppenarbeit präsentiert und ein gemeinsames Mittagessen leitete den Abschied ein, bevor wir von der Schulleiterin offiziell verabschiedet.

Die Verständigung mit den polnischen Schülern erfolgte auf Deutsch, aber auch oft auf Englisch. Das Interesse der polnischen SchülerInnen an der deutschen Sprache, Kultur und auch an den WvO-Schülern ganz persönlich war deutlich wahrzunehmen. Gerade die Gastfamilien waren alle sehr gastfreundlich und nett. Natürlich waren aber auch kulturelle sowie wirtschaftliche Unterschiede zwischen Polen und Deutschland erkennbar. Als Fazit kann man sagen, dass sie ein Erfolg bezüglich der kulturellen Weiterbildung war. Die neu geknüpften Beziehungen zwischen jungen Deutschen und Polen der beiden Schulen ist ein echtes Beispiel für eine gute Völkerverständigung.

 

©2015 Text: Leonie Wendt


Landrat Schuster und Bürgermeister Lotz treffen polnische und deutsche Austauschschüler

Mitte April empfing Landrat Schuster die polnisch-deutsche Austauschgruppe der Wilhelm-von-Oranien-Schule im neuen Kreistagssaal in Wetzlar, um mit den Schülerinnen und Schülern über politische Themen zu diskutieren. Der Landrat war durch die Vermittlung der anfänglichen Idee und durch finanzielle Unterstützung des Kreises bereits involviert und hatte maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Projekts.

 

Eine Woche lang besuchten sieben polnische Schüler und Schülerinnen den Politik-und- Wirtschaft-Leistungskurs der Wilhelm-von-Oranien-Schule im Zuge eines Rückaustausches. Bereits im Oktober 2015 hatten elf Dillenburger Gymnasiasten bei ihren polnischen Gastfamilien in Grodzisk, einer Kleinstadt in der Woiwodschaft Posen, einen herzlichen Empfang erlebt.

Nach fast fünf Monaten Trennung – stets jedoch über soziale Netzwerke verbunden – konnten sich beide Seiten schließlich wiedersehen. Die verantwortlichen Lehrkräfte Paul Sajon und Stefan Riemer als Tutoren auf deutscher ebenso wie Grazyna Skrzypczak und Aneta Ochmanska auf polnischer Seite hatten vielseitige Aktivitäten zum Vertiefen der bereits entstandenen Kontakte und zum Kennenlernen der heimischen Region geplant. Im Rahmen dieses Programms fand dann auch der Besuch des Landrats in Wetzlar statt, der seine Gäste als zweite Besuchergruppe im funkelnagelneuen Kreistagssaal empfing. Zur Vorführung wurden den Gästen vier Imagefilme gezeigt, welche die Lahn-Dill-Region "schmackhaft" machen sollten.

Nachdem per Informationsfilm der Landkreis etwas detaillierter vorgestellt wurde, konnten die Schüler mit Wolfgang Schuster auch über politische Fragen ins Gespräch kommen. Angesprochen wurde u.a. die aktuelle Frage der Koalitionsbildung in dem durch die letzten Wahlen neu zusammengesetzten Kreistag.

Auch die Flüchtlingskrise war ein Gesprächsthema sowie die mit ihr verbundenen Konflikte zwischen der kürzlich in den Kreistag eingezogenen AfD und den etablierten Parteien. Ebenso wurden aber auch die Perspektiven für junge Menschen unserer Region und der wachsende Trend zum Leben in der Großstadt thematisiert. Dabei benannte der Landrat offen Schwierigkeiten und Probleme, aber auch Vorteile unserer Region, z.B. die weitgehend intakte Natur, das niedrige Mieten-Niveau und die Nähe zu den beiden Metropolen Frankfurt/M. und Köln; Schuster weiter dazu: "Unsere Aufgabe sehen wir darin, jungen Menschen möglichst günstige Rahmenbedingungen in der Region zu schaffen. Hierzu zählen u.a. unsere Zusammenarbeit mit dem Mittelstand im Bereich der Aus- und Weiterbildung (z. B. Duales Studium) sowie unsere Informationspolitik für junge Menschen/Unternehmer."

Ferner erklärte Landrat Schuster den Gästen hat auch die wirtschaftliche Struktur der Region: "Wir sind die Region in Deutschland, die die größte Industriedichte aufweist. Bei Nischenprodukten oder Sonderwünschen der Kunden sind unsere mittelständischen und großen Unternehmen oft Weltspitze (z.B. Rittal, Oculus/Leica, Sell, Pfeiffer Vacuum, Isabellenhütte, Sensitec und viele andere). Bei einer geringen Stückzahl der hoch spezialisierten Produkte kann die asiatische Konkurrenz nicht mithalten. Sie hat kein Interesse, in solche Märkte einzusteigen."

Und zu den Zukunftsperspektiven sagte der Landrat: "Unsere Industrie im LDK muss ein Tick schneller und innovativer sein als die Konkurrenz im Inland und auch Ausland. Nur so haben wir langfristig eine Chance, unseren Standort und Wohlstand zu sichern."

Nach so viel Politik wurde das anschließende gemeinsame Pizza-Essen dann mit den Worten "Polen und Deutschland haben eins gemeinsam: Eine kalte Pizza schmeckt niemandem." und einem freundschaftlichen Augenzwinkern eröffnet.

 

©2016 Text: Elena Hild